Wanderreise mit Kultur auf "Adalbert Stifters Spuren in Böhmen"
Man wollte auch mal über den Rand des Bayerischen Waldes hinausschauen und nahm mit 40 Leuten an dieser Wanderreise in den Böhmerwald teil. Über  Furth im Wald, Domazlice und Klattau fuhr der Bus nach Budweis zu unserem Domizil. Bei einem Stopp in Klattau beeindruckte bereits die barocke Kulisse der historischen Innenstadt mit Türmen, Giebeln und Erkern. Da ist einmal der 81 Meter hohe Schwarze Turm, der im 16. Jahrhundert als Beweis des Reichtums der Stadt erbaut wurde und dann die Jesuitenkirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria und des Heiligen Ignatius, die von jenen Jesuiten betrieben wurde, die darunter in den Katakomben ihre Toten bewahrten.
Ein weiterer Programmpunkt war eine Führung durch das staatliche Schloss Frauenberg (Hluboka), die man – wenn man schon in dieser Gegend ist – unbedingt erleben sollte.  Dieses im Tudorstil errichtete "Schloss Hluboka nad Vitavou" gehört zu den schönsten in der Tschechischen Republik und wird beschrieben als "Märchensitz gewebt aus den Träumen einer schönen Dame", oder auch als eine "Welt der Schönheit und der Stille". Ursprünglich eine königliche Burg, die im Jahre 1661 in den Besitz der Familie Schwarzenberg gelang, Anfang des 18. Jahrhunderts im Barockstil umgebaut wurde, wobei das königliche Schloss Windsor als Modell diente. Hier gibt es 140 Räume mit luxuriösester Ausstattung. Leider durfte man nicht fotografieren, die Wände und Decken aus edlem Holz und reich an kunstvollen Schnitzereien, Tapeten aus goldfarben bemaltem Leder, die Gemälde europäischer Meister aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, oder Kronleuchter aus Messing und Muranoglas und Keramik aus Delft. Die Bibliothek beherbergt ca. 11000 Bücher und die Waffensammlung ist eine der wertvollsten auf böhmischen Schlössern. Der fast 200 Hektar große Park, der das Schloss umgibt, ist ebenfalls nach englischem Muster angelegt. Ein Palast wundervoller Baukunst, der enorme Werte, feinste Materialien und außergewöhnliches Kunsthandwerk zeigt, kann nur größte Bewunderung hervorrufen. Schließlich kamen wir nach Budweis, wo es sich noch lohnte, die barocke dreischiffige Nikolaikathedrale mit einem polygonalen Chor und siebenstöckigen Glockenturm zu besichtigen. Daneben ist wiederum ein Schwarzer Turm, der von der Stadt in den Jahren 1549 bis 1577 errichtet wurde. Er diente mehreren Zwecken, nämlich als Glockenturm für die Nikolauskirche, als Wachturm und als sichtbares Symbol für den Wohlstand des Bürgertums. Nach diesem langen ersten Tag mit vielen schönen Eindrücken bezogen wir das Hotel.

 

Urwald Kubany
Der nächste Tag versprach eine Wanderung durch den Urwald auf den 1362 m hohen Boubin (deutsch Kubany). Der Urwald Boubin ist das bekannteste Naturschutzgebiet Tschechiens und gehört zu den ältesten Wald-Reservaten Europas. Die Erwartungen waren groß, wurden aber leider enttäuscht. Bis zum Boubin See kamen wir, der Aufstieg zum Berg war jedoch in beide Richtungen gesperrt – wegen Baumsturzgefahr! Den Gegebenheiten mussten wir uns beugen, stiegen den ehemaligem Schmugglersteig wieder hinab und  wanderten entlang des Urwaldes auf einem Naturlehrpfad durch eine wunderbare Waldwildnis. Zwischen Mooren, Bergbächen, blühenden Wiesen und riesigen alten Bäumen, die Schatten spendeten, erfreuten sich die Gemüter wieder.
 
Lippen an der Moldau – Loucovice - Hohenfurth
Am dritten Tag starteten wir in Lipno (Lippen), einer Gemeinde an dem zwischen 1952 und 1959 errichteten Lipnostausee, der die Moldau staut. Unsere Wanderung führte durch das Naturreservat Certova stena (Teufelswand) im Moldautal bis Loucovice. Das Flussbett der Moldau ist voller mächtiger Granitblöcke, durch die sich das Wasser rauschend windet und die Felsblöcke zu bizarren Formen, wie Töpfe mit einem Durchmesser von mehr als einem Meter, ausgeschliffen hat. Über diesen Teufelsströmen  erhebt sich die Teufelswand, ein wildes felsiges unter Naturschutz stehendes Granitgebilde, umwoben von wilden Legenden und Mythen. Auf diesem Weg durch die Moldauschlucht zeigte sich die Natur mit Wasser, Felsen, Bäumen und Pflanzen in ihrer ganzen Wildheit und ebensolcher Romantik. Es war – noch dazu bei diesem sonnigen Wetter – einfach überwältigend.
Der Bus brachte uns weiter nach Hohenfurth (Vyssi Brod), wo wir das Zisterzienser-kloster besichtigen konnten. Gegründet wurde das Kloster Mitte des 13. Jh von den Rosenbergern  und gehört zu den schönsten, authentisch erhaltenen Klosteranlagen in Böhmen. Für uns zugänglich im einzigen funktionsfähigen Männerkloster Tschechiens war die Klosterkirche, der Mönchschor, der Hauptaltar, die Kapelle und der philosophische Saal, sowie die reichlich verzierte barocke Bibliothek mit 70000 Bänden und vielen seltenen Handschriften. Auch das wertvolle Zawischkreuz aus reinem Gold, mit Edelsteinen und Perlen besetzt, oder die Madonna von Hohenfurth sind in dieser Schatzkammer zu finden.
 
Der vierte Tag wurde wieder zum Kulturtag – nach Krumau
Die Fahrt ging nach Cesky Krumlov (Krumau) dem UNESCO Weltkulturerbe.
Krumau liegt an einer besonders schönen und engen Schleife der Moldau und ist eine der schönsten Städte Tschechiens. Darüber auf dem Felsen thront die imposante Burganlage mit Schloss aus dem 13. Jahrhundert, dem Schlosspark mit Freilichttheater und drehbarer Zuschauertribüne. Ein äußerst kompetenter Fremdenführer begleitete uns durch den monumentalen Burgkomplex, informierte umfassend auf eine heitere und kurzweilige Art. Man hatte hier oben herrliche Ausblicke auf die malerische Altstadt und das Klicken der Kameras fand da kaum ein Ende. Nach einer Mittagspause wurden wir durch die Altstadt geführt. Alle Häuser der Innenstadt Krumaus sind teilweise bis 500 Jahre alt, vollkommen erhalten oder vorbildlich renoviert. Enge Gassen, Kopfsteinpflaster, bunte Altstadthäuser und herrschaftliche Architektur, sowie lebendiges Treiben in den Gassen und die vielen Schlauchboote auf der Moldau geben ein bezauberndes Bild ab. Die weniger romantische Seite dieser Touristenhochburg ist, dass angeblich auf die 13000 Einwohner 2 Millionen Touristen pro Jahr fallen. In der Altstadt selbst soll es nur noch 200 Einheimische geben. Die Atmosphäre rund um diesen charmanten Ort mit der farbenfrohen  Szenerie haben wir an diesem heißen Tag voll genossen.
 
Heimreise am fünften Tag  -   Hochmoor und Vydratal
Zuerst Fahrt nach Kvilda, diese Gemeinde liegt auf einer Höhe von 1065 m und ist damit die höchstgelegene in der Tschechischen Republik. In der Nähe das Hochmoor Jezerni Slat mit einer Fläche von 156 ha und einer Torfschicht von bis zu 7 Metern. Ein Lehrpfad auf einem Holzsteg führt hier zum zweistöckigen hölzernen Aussichtsturm, der großartige Blicke über das Moor und die Umgebung bietet. Man findet hier typische Pflanzen, wie fleischfressenden Sonnentau und Sumpfbeere, oder das Gichtkraut und die Zwergbirke. Die Wanderung ging weiter entlang des Hammerbaches mit seinem braunen moorigen Wasser bis zum Antigelhof, einst ein Hof der Kühnischen Freibauern. Danach führte ein wunderschöner Waldweg (Fahrräder verboten!) durch das wild romantische Vydratal bis zur Vinzenzsäge, einem ehemaligen Wassersägewerk. Den Bergfluss Vydra im größten Moorgebiet des Böhmerwaldes konnten wir in all seiner Schönheit erleben. Rostbraunes Wasser strudelt durch die im Fluss liegenden Steingebilde, die sogenannten Topftiegel, spiegelt und glitzert in der Sonne.
Ein weiterer absoluter Naturgenuss zum Abschluss einer Reise voller Impressionen und schöner Erlebnisse.(CG)